«Die besten elf sind nicht immer die beste Elf!» Ein altes Sprichwort aus dem Fussball lässt sich ohne weiteres auch in die Berufswelt übertragen. Überhaupt können Schlagworte aus dem Mannschaftssport, wie «Teamgeist», «geschlossene Teamleistung», «Kompaktheit», «homogenes Team», «der Mannschaft unterordnen», etc., jederzeit auch in die Wirtschaft übertragen werden. Das geht aber in vielen Fällen bei der Rekrutierung unter. Ausbildungsnachweise, überbewertete Arbeitszeugnisse oder Hochschulabschlüsse haben Vorrang vor praxisnahen Leistungsnachweisen oder Teamfähigkeit.

Von: Andreas Müller

(Basel) Dass Teamgeist auch in Firmen viel bewegen kann, ist keine neue Erkenntnis, aber in einem Umfeld, wo der viel zitierte Fachkräftemangel die täglichen Schlagzeilen beherrscht, lohnt es sich dieses Attribut wieder einmal in Erinnerung zu rufen. Der Mannschaftssport kann hier durchaus als Vorbild dienen. Immer wieder überraschen Mannschaften, die man überhaupt nicht auf der Rechnung hat, auch im knallharten Profibusiness mit erstaunlichen Leistungen. Zurzeit möge der 1. FC Heidenheim in Deutschlands Fussballbundesliga als Beispiel dienen. Auch der SV Elversberg aus der 2. Bundesliga ist so ein Beispiel. Vereine deren Mannschaften eigentlich von der Infrastruktur, der Qualität der Mannschaft und dem Umfeld her, keine Chance hätten, in diesen Ligen zu spielen. Da das Budget wesentlich geringer ist als jenes der Konkurrenten, müssen sie über Kampfgeist und mannschaftlichen Zusammenhalt, um das fehlende Kapital wettzumachen.

Zum Teamspirit tragen im Mannschaftssport aber nicht nur die Spieler oder die Trainer bei, sondern auch die Menschen im Umfeld. Der Betreuungsstab, von den Physiotherapeuten bis zum Platzwart, das Management, die Geschäftsstelle oder die Ärzte, sind alles wichtige Bestandteile eines Teams. Und Profisportvereine sind am Ende auch Unternehmen, die dann als Gesamteinheit den Erfolg ausmachen.

Beispiele: SC Freiburg oder Union Berlin

Meist gelingt das nicht über einen langen Zeitraum. Wobei der SC Freiburg oder der 1. FC Union Berlin beweisen, dass man über diese Attribute zu einem etablierten Spitzenverein heranwachsen kann, ohne dass man die eigenen Ideale verrät. Union hat in dieser Saison viel namhafte Klasse dazu gekauft und zum ersten Mal seit langer Zeit führte der Weg nicht bergauf, frei nach dem eingangs zitierten Sprichwortes: «Die besten elf, sind nicht immer die beste Elf!» Das hat letztendlich sogar dem langjährigen Trainer Urs Fischer den Job gekostet.

Auch auf die Geschäftswelt übertragbar

In den verschlungenen Pfaden der Geschäftswelt bewahrheitet sich diese Weisheit aus dem Fussball auch. Ein Team, das homogen geprägt ist, kann häufig mehr erreichen als ein Gremium hochgebildeter Fachkräfte, deren Talente nicht harmonisch miteinander verschmelzen. Der Schlüssel liegt nicht allein in den akademischen Merkmalen, sondern in der Kunst der Anpassung und im Teamgeist. Auch Neid untereinander kann ein Killerkriterium sein.

Ein mosaikartiges Team, zusammengesetzt aus Menschen unterschiedlicher Bildungshintergründe, auch unterschiedlichen Alters und Geschlechts, bringt eine Fülle an Fähigkeiten, Erfahrungen und Perspektiven mit sich, vorausgesetzt sie passen auch menschlich zusammen. Dies bildet den Nährboden für kreative Lösungsansätze und innovative Denkweisen, die in einem heterogenen Umfeld aus lauter hochqualifizierten Fachkräften möglicherweise unentdeckt blieben.

Das Fundament für den Erfolg eines solchen Teams ruht auf den Säulen der Kommunikation und Zusammenarbeit. Effektive Interaktion und das offene Ohr für Ideen, unabhängig von der Bildungsebene, fördern ein Klima, in dem innovative Gedanken gedeihen können. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, Eigenschaften, die nicht zwangsläufig mit höherer Bildung einhergehen, ermöglichen es dem Team, sich agil den Anforderungen des Geschäftsumfelds anzupassen.

Teamgeist als Seele des Teams

Die Seele eines erfolgreichen Teams ist der Teamgeist, gewoben aus Motivation, Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung. Ein starkes Kollektiv kann mehr erreichen als die Summe seiner Einzelteile. In diesem Zusammenhang spielt die Führung eine entscheidende Rolle. Ein geschickter Teamleiter erkennt die individuellen Stärken jedes Teammitglieds, unabhängig von dessen Bildungsniveau, und schafft ein Umfeld, in dem jeder gedeihen kann.

Innovation entspringt oft aus der Vielfalt. Unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven können den Weg zu außergewöhnlichen Lösungen ebnen. Ein unausgeglichenes Team könnte hingegen Schwierigkeiten haben, über den Tellerrand hinauszublicken. Die Wertschätzung für Vielfalt, sowohl in Bezug auf Fähigkeiten als auch auf Erfahrungen, ist ein entscheidender Treibstoff für kreative Exzellenz.

Nicht zuletzt spielt das Arbeitsumfeld eine zentrale Rolle. Ein unterstützendes Umfeld, in dem sich jedes Teammitglied geschätzt fühlt, trägt maßgeblich zur Motivation bei. Die gemeinsame Mission und das Verständnis füreinander schaffen ein Gefühl von Zugehörigkeit, das unabhängig von akademischen Titeln ist.

Gemeinsam an einem Strang ziehen

In der Welt der Unternehmenskultur sind es also nicht allein die Zeugnisse und Diplome, die den Weg zum Erfolg ebnen. Ein harmonisches Zusammenspiel von Menschen mit unterschiedlichen Bildungsbackgrounds, die gemeinsam an einem Strang ziehen, kann eine kraftvolle Erfolgsformel darstellen. In diesem Zusammenspiel von Bildung, Anpassung und Teamgeist entfaltet sich die wahre Stärke eines Teams.

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